Früher in Rente gehen ist teuer

Wer früher in Rente gehen will, muss lebenslange Abschläge bei seiner Rente erdulden. Oder er kauft sich diese Abzüge mit eigenem Beitrag zurück. Das der Deutschen Bank nahestehende DIA-Institut nennt die Kosten hierfür – und verrechnet sich erstens bei den entsprechenden Beträgen. Zweitens hapert es beim DIA mit dem Dreisatz. Und drittens wäre ein der Finanzlobby treuer Rat, Rentenlücken mit privater Vorsorge zu schließen, ein im Beispiel bis zu 10.000 Euro zu teurer Rat für den Verbraucher. Wir müssen hier über zwei Dinge zum DIA-Institut und zum Rückkauf von Rentenabschlägen reden. Erstens: wie das DIA als Lobbyinstitution der Finanzbranche falsch rechnet. Zweitens: zu der Alternative, Rentenlöcher wegen vorzeitigem Ruhestand mit privater Vorsorge zu stopfen. Fangen wir mit der privaten Vorsorge an.

Der Musterfall

Wenn ein Arbeitnehmer früher in den Ruhestand gehen will, dann kann er das, wenn er Abschläge bei der Rente in Kauf nimmt: 0,3 Prozent je Monat des vorzeitigen Rentenbezugs oder für ein Jahr 3,6 Prozent Rentenabzug. Hierzu hat das DIA-Institut aktuell ein Beispiel vorgestellt, das wir im Folgenden prüfen. Das DIA schreibt: „Alternativ zum Ausgleich der Rentenabschläge lässt sich die Rentenlücke, die dadurch entsteht, auch mit einer privaten Vorsorge schließen.“ Das kann im gewählten Beispiel mit der Lebensversicherung (Basisrente) mehr als 10.000 Euro teurer sein als mit der Deutschen Rentenversicherung. Ein Mann will ein Jahr vor dem Regelalter für die Rente in den Ruhestand gehen (zur Info: für alle ab 1964 Geborenen gilt Regelalter 67). Seine Rente beträgt 1.500 Euro pro Monat. Davon zieht ihm die Rentenkasse für den um ein Jahr vorgezogenen Ruhestand 3,6 Prozent oder 54 Euro ab, dauerhaft bis zu seinem Tod. Das will unser und der Mustermann des DIA nicht hinnehmen und wählt zunächst private Vorsorge (die Variante Gesetzliche Rente folgt unten):

Lebensversicherung:

Bei einem kostengünstigen Lebensversicherer wie der Europa (Link führt zum Tarifrechner), einem Direktversicherer ohne teuren Außendienst, kosten 54 Euro garantierte Rente rund 15.600 Euro Einmalbeitrag für eine Basisrenten-Police, die bekanntlich wie die gesetzliche Rente behandelt wird. Der Verbraucher merkt sich an dieser Stelle: Heute 15.600 Euro cash eingezahlt, in drei Jahren garantierte 54 Euro Zusatzrente kassiert. Rentenproblem gelöst. Will unser Musterrentner statt einem sogar 3 Jahre früher in Rente, dann verliert er auch das Dreifache von 54 Euro, also 162 Euro an Rentenabschlägen (36 Monate x 0,3% = 10,8% von 1.500 Euro Nominalrente: 162 Euro). Zum Ausgleich dieses Verlusts kostet ihn die entsprechende Basisrente 46.800 Euro Einmalbeitrag; technisch. Rechtlich kann der Rentensparer pro Jahr Stand 2017 und wenn verheiratet maximal 46.724 Euro in eine Basisrente einzahlen. Ein Lediger müsste also in zwei Jahresraten in die Basisrente einzahlen. Zwischenstand Lebensversicherung (Basisrente, Beispiel Europa Lebensversicherung):
  • 54 Euro Rente kosten Einmalbeitrag 15.600 Euro
  • 162 Euro Rente kosten entsprechend 46.800 Euro
Das DIA macht Angaben zur Deutschen Rentenversicherung und rechnet für den denselben Mustermann wie oben für den Rückkauf von 54 Euro Rentenabschlägen die Kosten aus: angeblich 12.760 Euro. Nein! Es sind bei der deutschen Rentenversicherung nur 12.075 Euro, also 685 Euro weniger als das DIA sagt. Unten ist es dokumentiert (*). Vergleich myPension

Die günstigere Alternative: Deutsche Rentenversicherung

Endstand: Kosten Einmalbeitrag für 54 / 162 Euro Rente Lebensversicherung (LV-Basisrente)
  • 54 Euro Rente kosten 15.600 Euro
  • 162 Euro Rente kosten 46.800 Euro
Deutsche Rentenversicherung (entspricht steuerlich und rechtlich der Basisrente)
  • 54 Euro Rente kosten 12.075 Euro
  • 162 Euro Rente kosten 36.222 Euro
Anhand der Vergleichsbeispiele wird klar, dass die Lebensversicherung 3.500 beziehungsweise 10.5000 Euro teurer ist als die Deutsche Rentenversicherung (DRV). Hinzukommt, dass die angezielten und garantierten Rentenwerte bei der DRV von Jahr zu Jahr steigen wegen der Lohn- => Rentenerhöhungen weiter steigen. Für beide Spar-Varianten gilt 1:1 dieses: Beiträge an die DRV oder in die private Basisrente sind in diesem Jahr bis 23.362 Euro (Ehepaare das Doppelte) und zu 84 Prozent von der Steuer absetzbar.

Dreisatz-Fehler

Anders als oben zur Basisrente dargestellt, legt das DIA als Lobby der Finanzindustrie keine eigenen Beispiele für die private Vorsorge vor. Aber es rechnet in einer Pressemitteilung die Rückkaufkosten der Deutschen Rentenversicherung aus. Neben dem ein Jahr früheren Rentenbeginn (siehe oben für den Abschlag von 54 Euro Rente) auch, wenn der Musterrentner 3 Jahre früher in den Ruhestand will: 162 Euro Kürzung. 162 Euro (das Dreifache von 54 Euro) kosten laut DIA 41.380 Euro. Nein. Erstens gilt hier der Dreisatz: das DIA hätte seine (falsche) Zahl für ein Jahr vorzeitigen Rentenbeginn nur mal 3 (Jahre) nehmen müssen (falsch 12.760 x richtig 3 = falsch 38.280). Die Angabe „41.380“ Euro entspricht dem 3,24-fachen (<= ???) des Betrags für ein Jahr) und dies ist der zweite Fehler des DIA. Zur Auflösung: Richtig wäre es gewesen, das DIA hätte den korrekten Betrag für ein Jahr frühere Rente im Dreisatz mit 3 (Jahren) multipliziert, so müsste es treu der Rentenformel berechnet werden. Korrekt: 162 Euro Abschläge zurückkaufen, kostet bei der Deutschen Rentenversicherung 36.222 Euro. Zur Erinnerung: Das DIA nennt 41.380 Euro (fast 6.000 Euro zu viel). Aber auch 36.000 Euro sind „teuer“ für heutige Arbeitnehmer, die sich ihren im Beispiel 3 Jahre früheren Ruhestand ohne Streichungen bei der Rente erkaufen wollen. Teurer ist die Lebensversicherung, die mit 46.800 Euro weit mehr kostet als der falsche, zu hohe Wert von 41.380 Euro, den das DIA nennt. (*) Werte per 2017 (West): Durchschnittsentgelt 37.103 € p.a. = 3.091,92 € pro Monat x 18,7% Beitragssatz = 578,19 Monatsbeitrag x 12 Monate = 6.938,26 €. Dieser Beitrag entspricht 1,00 Entgeltpunkten (EP): 31,03 Euro (aktueller Rentenwert). Um zu ermitteln, wie viel der Rückkauf von 54 Euro kostet, muss man den Ziel-Betrag 54 € durch den aktuellen Rentenwert (31,03 €) dividieren und mit dem Preis für 1,00 EP (6.938,26 €) multiplizieren: 54 / 31,03 (= 1,74 EP) x 6.938,26 = 12.074,32 (das DIA gibt an: 12.760 €). Die gleiche Rechnung ist für den Rückkauf von 162 € Abschlag durchzuführen: 162 / 31,03 x 6.938,26 = 36.222,95 €. Das DIA gibt an: 41.380 €. 41.380 (falsch) entspricht dem 3,24-fachen (??) der DIA-Angabe für ein Jahr 12.760 (falsch). Tatsächlich wird bei der Ermittlung von Renten (und dem Rückkauf von Abschlägen) nach der Rentenformel gerechnet.

Zusammenfassung:

31,03 Euro = 1,00 EP = Kosten   6.938 € (Basis: Durchschnittsentgelt = 1,00 EP) 54,00 Euro = 1,74 EP = Kosten 12.074 € (Beispiel DIA 1 Jahr früher in Rente: hier 54 €) 162,00 Euro = 5,22 EP = Kosten 36.222 € (Beispiel DIA 3 Jahre früher in Rente: hier 162 €)
Autor: Markus Rieksmeier

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